Koordinatensysteme

Nach der Referenzpunktfahrt befindet sich die Steuerung im Maschinennullpunkt bzw. im Maschinenkoordinatensystem. Erfolgen nun Eingaben aus dem NC-Programm (z.B. X100), so fallen die programmierten Koordinaten (Index p) mit den absoluten Koordinaten (Index a) zusammen:

 

xa = xp

ya = yp

 

Verschiebungen entstehen durch die Definition von Werkstück-Koordinatensystemen, die sich vom dem durch die physikalischen Maschinenachsen aufgespannten Koordinatensystem hinsichtlich ihrer Lage im Raum unterscheiden. Hierbei ist zu differenzieren zwischen programmierten, konstanten, translatorischen Verschiebungen in einer Einzelachse und Verschiebungen, die sich aufgrund von kinematischen (z.B. zylindrisch<‑>kartesisch) oder geometrischen (z.B. Werkzeugradiuskorrektur, Spiegelung) Transformationen dynamisch ergeben und im Allgemeinen auf mehrere Achsen wirken.

Zum Beispiel kann der Nullpunkt durch eine Nullpunktsverschiebung (NPV-G54...G59) vom Maschinennullpunkt M auf einen frei wählbaren Werkstücknullpunkt W bzw. ein Werkstückkoordinatensystem verschoben werden. Die absoluten Koordinaten ergeben sich damit aus der Addition von NPV und programmierten Koordinaten:

 

xa = xNPV + xp

ya = yNPV + yp

 

Unabhängig von diesen über den Nullpunktsverschiebungsdatensatz festlegbaren NPVs können durch zusätzliche Verschiebungsarten wie z.B. mit G92 X... Y... Z... explizit weitere Verschiebungen im Teileprogramm programmiert werden.

Diese s.g. Bezugspunktverschiebung (BPV) addiert sich zu der vorhergehenden NPV auf. Damit lassen sich die absoluten Koordinaten wie folgt bestimmen:

 

xa = xNPV + xBPV + xp

ya = yNPV + yBPV + yp

 

Definition eines Werkstückkoordinatensystems mit NPV u. BPV (Legende s. unten)
Abb.: Definition eines Werkstückkoordinatensystems mit NPV u. BPV (Legende s. unten)

 

xa, ya :

absolute Koordinaten

 

xp, yp :

programmierte Koordinaten

 

xNPV, yNPV :

Nullpunktsverschiebung

 

xBPV, yBPV :

Bezugspunktverschiebung

 

M :

Maschinennullpunkt

 

W :

Werkstücknullpunkt

 

B :

Bezugspunkt für die Koordinatenangaben

 

P :

Position

Durch die Koordinatenanzeige der Bedienoberfläche lassen sich aktive Verschiebungen an einer bleibenden Differenz zwischen den Koordinaten der physikalischen Maschinenachsen (ACS) und den Werkstückkoordinaten (PCS) erkennen. Einige Verschiebungen entstehen jedoch durch Manipulation der Maschinen- und Werkstückkoordinaten gleichermaßen (z.B. Werkzeugradiuskorrektur, Spiegelung) und führen deshalb nicht zu einer Koordinatendifferenz.

Folgende Tabellen geben im Vorgriff auf die weitere Dokumentation einen Überblick der zusätzlichen Verschiebungsarten. Hierbei gilt:

Aktivierung und Deaktivierung meint den Zeitpunkt, an dem die Verschiebung als Koordinatendifferenz bzw. Koordinatenänderung an der Bedienoberfläche sichtbar wird. Physikalisch wirksam wird eine Verschiebung jedoch grundsätzlich frühestens mit der ersten, auf die Aktivierung bzw. Deaktivierung folgenden Bewegung. Eine Deaktivierung am Programmende führt beispielsweise erst mit der ersten Bewegung des Folgeprogramms zu einer Ausgleichsbewegung.

Programmierbare Verschiebungen (linear, konstant):

Nr.

Bezeichnung

Definition

ACS PCS
Differenz
wenn
aktiv

Aktivierung

Deaktivierung

Temporäre
Unterdrückung

1

Bezugspunkt-verschiebung

NC-Prg.

Ja

NC-Satz
G92 X.. Y..
G90/91 Abhängigkeit
beachten

NC-Satz „G92 X0 Y0“ oder
NC-Programmstart

„#SUPPRESS
OFFSETS“

„#MCS ON“

2

Nullpunkt-verschiebung

Liste
NC-Prg.

Ja

NC-Satz „G54...G59

NC-Satz „G53“
oder
NC-Programmstart

„#SUPPRESS
OFFSETS“

„#MCS ON“

3

Platzversatz

Liste

Ja

Programmstart
Während Programm
nicht änderbar

NC-Programmstart
Während Programm nicht änderbar

„#SUPPRESS
OFFSETS“

„#MCS ON“

4

Werkzeug-
versatz

Liste
NC-Prg.
Extern

Ja

NC-Satz „D..“

NC-Satz „D0“
oder
NC-Programmstart

„#SUPPRESS
OFFSETS“

„#MCS ON“

5

Istwertsetzen

NC-Prg.

Ja

NC-Satz „#PSET..“

NC-Satz
„#PRESET...“
oder
Programmstart

„#SUPPRESS
OFFSETS“

„#MCS ON“

6

CS-
Verschiebung

NC-Prg.

Ja

NC-Satz
#CS ON[vx,vy,vz,..“

NC-Satz „#CS OFF“
oder
NC-Programmende

„#MCS ON“

7

ACS-Verschiebung

NC-Prg.

Ja

NC-Satz
#ACS ON[vx,vy,vz,..

NC-Satz
„#ACS OFF“
oder
NC-Programmende

„#MCS ON“

Verschiebungen, die sich durch geometrische Transformation ergeben (linear, dynamisch):

Nr.

Bezeichnung

Definition

ACS PCS
Differenz
wenn
aktiv

Aktivierung

Deaktivierung

Temporäre
Unterdrückung

8

CS

NC-Prg.

Ja

NC-Satz
„#CS ON[..,..,..]“

NC-Satz „#CS OFF”
oder
NC-Programmende

„#MCS ON“

9

ACS

NC-Prg.

Ja

NC-Satz
„#ACS ON[..,..,..]“

NC-Satz „#ACS OFF”
oder
NC-Programmende

„#MCS ON“

10

Konturrotation

NC-Prg.

Nein

NC-Satz
„#ROTATION
ON[ANGLE..]”

NC-Satz
„#ROTATION OFF”

„#MCS ON“

11

Spiegelung

NC-Prg.

Nein

NC-Bewegungssatz
nach G21/22/23

NC-Bewegungssatz
nach G20

Nicht
unterdrückbar

12

Werkzeug-radiuskorrektur

NC-Prg.

Nein

NC-Satz G41/42

NC-Satz G40

Nicht
unterdrückbar

13

Kinematische
Transformation

NC-Prg.

Nein

NC-Satz
„#TRAFO ON“
Programmstart-
automatik

NC-Satz
„#TRAFO OFF

„#MCS ON“

Verschiebungen durch spezielle Funktionen:

Nr.

Bezeichnung

Definition

ACS PCS
Differenz
wenn
aktiv

Aktivierung

Deaktivierung

Temporäre
Unterdrückung

14

Verschiebung
durch
Handbetrieb
mit paralleler
Interpolatuion

Handrad
NC-Prg.

Ja

NC-Satz „G201“

NC-Satz „G202”

Nicht
unterdrückbar

15

Verschiebung
durch
Messfahrt

NC-Prg.

Ja

NC-Satz „G101“

NC-Satz „G102“

„#SUPPRESS OFFSETS“

„#MCS ON“

16

Verschiebung
nach
Referenz-
punktfahrt

NC-Prg.

Nein

NC-Satz
„G74 X.. Y.. Z.. “

Nicht möglich

Nicht
unterdrückbar

Der Befehl #SUPPRESS OFFSETS wirkt nur innerhalb eines NC-Satzes.

Der Befehl #MCS ON deaktiviert Verschiebungen bis zur Programmierung von #MCS OFF.

Innerhalb jedes (A)CS werden die Verschiebungstypen 1, 2 und 5 „lokal“ gespeichert.

Übersicht der zusätzlichen Verschiebungen und Koordinatensysteme
Abb.: Übersicht der zusätzlichen Verschiebungen und Koordinatensysteme