Konturzugprogrammierung (#ANG)
In technischen Zeichnungen werden einfache Konturen (z.B. von Drehteilen) häufig mit Hilfe von Winkeln und einzelnen Positionsangaben beschrieben. Mit der Konturzugprogrammierung kann diese Bemaßung schnell und direkt in ein NC-Programm übernommen werden.
Konturzüge liegen in einer Ebene (G17, G18, G19) und beschreiben in Form von Geraden eine andere Art der Programmierung von Linearsätzen.
Konturzugprogrammierung bei aktiver Zirkularinterpolation führt zur Ausgabe einer Fehlermeldung.
Konturzug, bestehend aus einer Geraden
Ausgehend von einem Startpunkt (SP) beschreibt ein Konturzug den Linearsatz durch:
- Angabe eines Winkels (ANG)
- und einer Koordinate (POS) des Zielpunktes (ZP).
Die unbekannte zweite Koordinate des Zielpunktes wird von der Steuerung über den Winkel und die programmierte Koordinate berechnet. Es spielt keine Rolle, welche der beiden Koordinaten der Zielposition angegeben wird. Üblicherweise ist dies abhängig von der Bemaßung in der vorliegenden Zeichnung.
Syntaxbeispiel für Ebene G17: | |
#ANG=.. X.. | Y.. | modal |
#ANG=.. | Winkel im Bezug auf die erste Hauptachse der aktiven Ebene in [°] |
X.. | Koordinate des Zielpunktes in der ersten Hauptachse in [mm, inch] |
Y.. | Koordinate des Zielpunktes in der zweiten Hauptachse in [mm, inch] |
Konturzug mit Koordinate in der ersten Hauptachse
Programmierbeispiel
Konturzug in G17 mit Zielkoordinate in X
N10 G17 G90 G0 X10 Y10 ;Startposition anfahren
N20 G01 F2000 #ANG=60 X20 ;Konturzug auf Zielpunkt: X20, Y27.3205
N30 ...
Konturzug mit Koordinate in der zweiten Hauptachse
Programmierbeispiel
Konturzug in G17 mit Zielkoordinate in Y
N10 G17 G90 G0 X10 Y10 ;Startposition anfahren
N20 G01 F2000 #ANG=35 Y20 ;Konturzug auf Zielpunkt: X24.2812, Y20
N30 ...
Seitenumbruch
Gültigkeitsprüfung des Zielpunkts:
Bei der Ermittlung des vollständigen Zielpunktes wird geprüft, ob die programmierte Koordinate (POS) des Zielpunktes mit dem angegebenen Winkel erreicht werden kann. Wenn der Zielpunkt mit dem angegebenen Winkel nicht erreicht werden kann, dann wird eine Fehlermeldung ausgegeben.
Konturzug, bestehend aus 2 Geraden
Ein Konturzug, bestehend aus 2 Geraden, kann in verschiedenen Kombinationen von Winkeln und Zielkoordinaten programmiert werden. Die entsprechenden Regeln sind in den nachfolgend aufgeführten zulässigen Fällen dargestellt.
Seitenumbruch
Fall 1: Kombination von zwei Winkeln und zwei Zielkoordinaten
Der Zielpunkt ZP1 der ersten Gerade ergibt sich aus einem Winkel ANG1 und einer Zielkoordinate. Darauf aufbauend ergibt sich der Zielpunkt ZP2 der zweiten Gerade ebenfalls aus einem Winkel ANG2 und einer Zielkoordinate. Die Zielkoordinaten von ZP1 und ZP2 können absolut (G90) oder relativ (G91) programmiert werden.
Programmierbeispiel
Konturzug mit 2 Geraden in G17 und 2 Winkeln mit Zielkoordinaten
N10 G17 G90 G0 X10 Y10 ;Startposition anfahren
N20 G01 F2000 #ANG=25 X30 ;Gerade 1, Zielpunkt: X30, Y19.3258
N30 #ANG=120 Y50 ;Gerade 2, Zielpunkt: X12.2904, Y50
N40 ...
Fall 2: Kombination von zwei Winkeln und Zielpunkt 2
Für beide Geraden sind die jeweiligen Winkel ANG1 und ANG2 und für die zweite Gerade der Zielpunkt ZP2 vollständig (kartesisch) programmiert. Der Zielpunkt ZP2 muss immer absolut (G90) angegeben werden. Damit ist der Zielpunkt der ersten Gerade ZP1 als Schnittpunkt der Geraden bestimmbar.
Programmierbeispiel
Konturzug mit 2 Geraden in G17 und 2 Winkeln und vollständigem Zielpunkt 2
N10 G17 G90 G0 X10 Y10 ;Startposition anfahren
N20 G01 F2000 #ANG=15 ;Gerade 1
N30 #ANG=100 X40 Y60 ;Gerade 2, Zielpunkt 2
N40 ...
Sonderfall 2-1: Kombination von zwei Winkeln und einer Zielkoordinate 2
Für beide Geraden sind die jeweiligen Winkel ANG1 und ANG2 und für die zweite Gerade nur eine Zielkoordinate von ZP2 programmiert. Die andere Koordinate des Zielpunktes ZP2 ergibt sich aus der entsprechenden Komponente des Startpunktes SP. Die Zielkoordinate von ZP2 muss immer absolut (G90) angegeben werden. Damit ist der Zielpunkt der ersten Gerade ZP1 als Schnittpunkt der Geraden bestimmbar.
Programmierbeispiel
Konturzug mit 2 Geraden in G17, 2 Winkeln und unvollständigem Zielpunkt 2
N10 G17 G90 G0 X10 Y10 ;Startposition anfahren
N20 G01 F2000 #ANG=75 ;Gerade 1
N30 #ANG=100 Y60 ;Gerade 2, eine Zielkoordinate
N40 ...
Sonderfall 2-2: Kombination von zwei Winkeln, keine Zielkoordinaten
Wenn nur Winkel und keine Zielkoordinaten programmiert sind, dann sind die Zielpositionen ZP1 und ZP2 identisch mit der Startposition SP. Es sind dann nur Bewegungen senkrecht zur aktuellen Ebene möglich.
Gültigkeitsprüfung der Zielpunkte:
Es wird geprüft, ob die programmierten Zielpositionen ausgehend von der Startposition mit den programmierten Winkeln erreicht werden können. Die aus den programmierten Winkeln resultierenden Orientierungen definieren den gültigen Bereich für die Zielpunkte.
Konturzug, bestehend aus mehreren Geraden
Zur Beschreibung einer Kontur können beliebig viele Geraden miteinander verbunden werden. Hierbei müssen die Zielpunkte der Geraden immer eindeutig geometrisch bestimmbar sein. Die Programmierregeln für einen Konturzug mit 2 Geraden sind dementsprechend auch für verkettete Konturzüge zu beachten.
Programmierbeispiel
Konturzug mit mehreren Geraden in G17
N020 G17 G90 G01 F2000
N030 X10 Y10 ; Startposition anfahren
N040 #ANG=0 X20
N050 #ANG=90 Y20
N060 #ANG=45 X30
N070 #ANG=135 X20
N080 #ANG=90 Y50
N090 #ANG=180 X15
N100 #ANG=135 Y55
N110 #ANG=225 Y50
N120 #ANG=180 X0
N130 #ANG=270 Y40
N140 #ANG=225 Y30
N150 #ANG=315 Y20
N160 #ANG=270 Y10
N170 #ANG=0 X10
N180 M30
Konturzüge in Kombination mit Fasen und Radien
Konturzüge können mit dem vollen Funktionsumfang der Fasen und Radienprogrammierung kombiniert werden (siehe Fasen und Radien). Dies ist im folgenden Programmierbeispiel eines Drehteiles dargestellt.
Programmierbeispiel
Konturzug eines Drehteiles mit Fasen und Radien
N030 G18 G90 G00 X0 Z150
N040 X5 G01 F2000
N050 #ANG=100 #CHR=5 #FRC=1000
N060 #ANG=130 X25 Z140 #RND=5 #FRC=1500
N070 #ANG=90 X40 #CHR=4 #FRC=1000
N080 Z120 #RND=5 #FRC=1500
N090 #ANG=140 X50 #CHR=2 #FRC=1000
N100 Z100
N110 ...