Spiegeln in der Ebene (G21/G22/G23/G20)

Für die Spiegelung in der Ebene wird der Begriff „mentale Koordinaten“ verwendet. Wird eine Spiegelung durchgeführt, so sind die mentalen Koordinaten (xm) die im NC-Programm eingetragenen Werte. Die realen Koordinaten (xr) hingegen sind gespiegelt, werden also tatsächlich abgefahren. Die Spiegelfunktionen wirken immer auf die erste und zweite Hauptachse der aktuellen Ebene (G17, G18, G19). Die dritte Hauptachse der aktuellen Ebene wird nicht gespiegelt.

Als Spiegelfunktionen sind vorhanden (Bildbeispiel für G17, X-Y Ebene):

G21

Spiegeln der programmierten Wege in der X-Achse

modal

 

xm = -xr

 

 

ym = yr

 

G22

Spiegeln der programmierten Wege in der Y-Achse

modal

 

xm = -xr

 

 

ym = yr

 

G23

Überlagerung von G21 und G22

modal

 

xm = -xr

 

 

ym = yr

 

G20

Abwahl der Spiegelung

modal

Mentale und gespiegelte (reale) Koordinaten mit G21
Abb.: Mentale und gespiegelte (reale) Koordinaten mit G21

xm , ym

Mentale Koordinaten

xr , yr

Gespiegelte Koordinaten

xa , ya

Absolute Koordinaten

Konturen, die zu spiegeln sind, sollten in ein Unterprogramm abgelegt werden. Dieses Unterprogramm wird dann nach der Spiegelfunktion aufgerufen. Die Spiegelung ist haltend wirksam.

Hinweis

notice

Wird die Spiegelung bei angewählter Werkzeugradiuskorrektur programmiert, so ändert sich auch die Seite der Korrektur. D.h. bei aktivem G41 wird die Äquidistante zur programmierten Bahn nach der Spiegelung rechts zur Kontur berechnet (G42: WRK rechts der Kontur). Dies gilt auch bei geänderter Verfahrrichtung.

Werkzeugversätze und Verschiebungen (z.B. G54, G92, #PSET ...) werden bei G21, G22 und G23 nicht gespiegelt.

Im Gegensatz dazu wird bei der Spiegelfunktion G351 die Bezugspunktverschiebung (G92) mit gespiegelt.

Programmierbeispiel

prg_example

Spiegeln in der Ebene (G21)

%L DREIECK            (Unterprogramm)

N10 G90 X10 Y20       (Festlegung der zu spiegelnden)

N20 G91 X10 Y-10      (mentalen Koordinaten)

N30 X-10 Y-10    

N40 Y20    

N50 M29    

    

%SPIEGELUNG           (Hauptprogramm)

N10 G92 G90 X60 Y40   (Bezugspunktverschiebung)

N20 G01 F500          (Gerade mit Vorschub 500)

N30 G21               (Spiegelung in der X-Achse)

N40 LL DREIECK        (Aufruf Unterprogramm)

N60 G92 G90 X0 Y0     (Rücknahme der BPV)

N70 M30

Beispiel für die Spiegelung
Abb.: Beispiel für die Spiegelung

Achtung

attention

Bei der Spiegelung von Kreisen ist folgendes zu beachten:

Es werden generell nur die im NC-Programm gesetzten Koordinaten gespiegelt (bei einem Vollkreis also nur die Mittelpunktkoordinaten). Nach Anwahl der Spiegelung erfolgt eine Verfahrbewegung direkt auf den gespiegelten Endpunkt. Der Startpunkt der Verfahrbewegung wird nicht gespiegelt.

Folge: Im Verfahrsatz wird nur der Endpunkt, nicht die komplette Verfahrbewegung gespiegelt (siehe folgende Abb.: " Spiegelung des Endpunktes im Verfahrsatz")

Auswirkung: Wird als Verfahrsatz ein Vollkreis programmiert und Start-/Endpunkt liegen nicht in 0/0, so ergibt sich durch die Spiegelung der Mittelpunktkoordinaten ein neuer Kreisradius und damit eine geänderte Kontur (siehe Abb.: "Änderung der Kontur bei Spiegelung eines Vollkreises")!

Auswirkung:

Spiegelung des Endpunktes im Verfahrsatz
Abb.: Spiegelung des Endpunktes im Verfahrsatz
Änderung der Kontur bei Spiegelung eines Vollkreises
Abb.: Änderung der Kontur bei Spiegelung eines Vollkreises

Betrachtungen im Raum:

Werden die Spiegel-Funktionen in einer anderen als der XY-Ebene angewählt (G18, G19) so ist zu beachten, dass sich bei Zirkularinterpolation eventuell die Drehrichtung in Abhängigkeit von der angewählten Ebene ändert: Außerdem haben die Spiegelungen keinen Einfluß auf die Z-Koordinate, d.h. mentale und gespiegelte Werte in Z-Richtung sind immer identisch.

Auswirkungen der Spiegelfunktionen auf die Kreisdrehrichtung in verschiedenen Ebenen
Abb.: Auswirkungen der Spiegelfunktionen auf die Kreisdrehrichtung in verschiedenen Ebenen