Vorwärts-/ Rückwärtsfahren auf der Bahn
Beim Vorwärts- bzw. Rückwärtsfahren auf der Bahn werden die aufbereiteten NC-Befehle (Funktionssätze) gespeichert und dann vom Interpolator in der erforderlichen Reihenfolge ausgeführt.
Die Aktivierung der Rückwärtsfahrt erfolgt online über die SPS mit der Control Unit „Rückwärtsfahren“. Während einer solchen Rückwärtsfahrt werden im Standardfall mögliche Synchronisationen vorhandener M/H-Funktionen unterdrückt und behandelt wie der Synchronisationstyp MOS.
Analog dazu kann mit der Control Unit „Simuliertes Fahren“ die Synchronisation von M/H-Funktionen in Vorwärtsfahrt unterdrückt werden. Man spricht dann von einer „Simulierten Fahrt“.
Zusätzlich können über den Programmierbefehl #OPTIONAL EXECUTION ON/OFF NC-Programmsequenzen markiert werden, die bei aktivem „Simuliertes Fahren“ oder aktivem „Rückwärtsfahren“ ganz ausgelassen werden.
Folgende Schnittstellen stehen zur Verfügung:
- Konfiguration der Speichergröße
- Konfiguration von Synchronisationen der M-Funktionen im Vorwärts-/ Rückwärtsmodus
- Zusätzliche NC-Programmbefehle
- Control Units für „Rückwärtsfahren“, „Simuliertes Fahren“ und Speichern EIN auf dem HLI
Interner Ablauf
Die nachfolgende Abbildung zeigt das interne Schema bzgl. Vorwärts-/ Rückwärtsfahren auf der Bahn. Die aufbereiteten (decodierten) NC-Sätze werden in einem Puffer zwischengespeichert und an den Interpolator weitergeleitet. Beim Rückwärtsfahren werden die bereits aufbereiteten NC-Befehle invertiert und in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt.
Hinweis
Das NC-Programm wird bei der Rückwärtsfahrt nicht in umgekehrter Reihenfolge decodiert!
Nach der Decodierung des NC-Programms sind sämtliche Bedingungen, Verzweigungen und Schleifen des NC-Programms zu einem linearen Ablauf aufgelöst. Im Rückwärtsfahrspeicher wird nur noch dieses linear aufgelöste NC-Programm in Vorwärts-/Rückwärtsrichtung verfahren. Deshalb wird jeder externe Einfluss während der Decodierung (z.B. aktuelle Wert einer externen Variablen für die Abbruchbedingung einer Schleife) bei der Rückwärtsfahrt nicht noch einmal berücksichtigt.
Echtzeiteinflüsse wie z.B. Vorschubstopp, Override und Einzelsatzbetrieb werden normal behandelt, da ihr Einfluss vom Interpolator zu jedem Zeitpunkt beachtet wird.
Speicher für die Rückwärtsfahrt
Die Speichergröße für die Rückwärtsfahrt kann in der Hochlaufliste mit P-STUP-00033 (fb_storage_size) festgelegt werden. Die NC prüft beim Steuerungshochlauf, ob die notwendige Minimalgröße eingehalten wird.
- Wenn dies nicht der Fall ist, so wird eine Warnung erzeugt und die Speichergröße auf den erforderlichen Mindestwert gesetzt.
- Wird die Speichergröße auf 0 gesetzt, so steht die Funktionalität "Vorwärts-/ Rückwärtsfahren auf der Bahn" nicht zur Verfügung.
- Die maximale Größe wird nur durch die vorhandenen Ressourcen des Automatisierungsgeräts (z.B. IPC) begrenzt.
Beispiel
Für die CNC-Konfiguration ist eine empfohlene Speichergröße z.B. ~1 Mbyte. Erforderliche Einstellung i.d. Hochlaufliste als HEX-Wert:
fb_storage_size[0] 0x200000
Empirische Ermittlung: Man erhöht (oder verringert) die Speichergröße so lange, bis man die benötigte Strecke ohne Fehlermeldung rückwärtsfahren kann.
Hinweis
Der tatsächlich benötigte Speicher hängt vom verwendeten Funktionsumfang der CNC (z.B. Überschleifen und Sonderfunktionen, die zusätzliche Sätze erzeugen) und der Satzanzahl ab, die rückwärtsgefahren werden soll.
Als Faustregel gilt: 1 NC-Zeile ≈ 1-5 KByte
Gebrauch des Speichers für die Rückwärtsfahrt
Das Sichern von Funktionssätzen im Speicher für die Rückwärtsfahrt kann nur ein-/ausgeschaltet werden, wenn kein NC-Programm ausgeführt wird und keine Rückwärtsfahrt aktiv ist.
Wird der Speicher nach Programmende ausgeschaltet und dann wieder eingeschaltet, so wird der Speicher gelöscht. Dadurch ist sichergestellt, dass keine nachfolgende Rückwärtsbewegung weiter als bis zu diesem Punkt erfolgen kann.
Verhalten bei NC-Reset
Zusätzlich wird der Speicher für die Rückwärtsfahrt bei jedem NC-Reset gelöscht