Beschreibung

Prinzip

Die Ursache des Schleppfehlers ist die regelungstechnische Zeitverzögerung von Geschwindigkeit, Beschleunigung und Ruck im Lageregler zur berechneten Führungsgröße im Interpolator.

Die Vorsteuerung berechnet im Interpolator den sich theoretisch einstellenden Schleppfehler, der sich aufgrund der aktuellen Geschwindigkeit, Beschleunigung und Ruck im Lageregler ergeben würde. Daraus ermittelt sie einen Geschwindigkeitssollwert vVorsteuerung, der auf den Ausgang des Lagereglers addiert wird (siehe Abb. „Blockschaltbild der konventionellen Vorsteuerung“). Dieser zusätzliche Sollwert kann mit einem Faktor gewichtet werden.

Der aufgrund der Achsgeschwindigkeit zu erwartende Schleppfehler Δsv ergibt sich nach der Beziehung:

Δsv = v/Kv

Der aufgrund von konstanter Beschleunigung zu erwartende Schleppfehler Δsa ergibt sich nach:

Δsa = a*Ta/Kv

Der aufgrund von konstantem Ruck zu erwartende Schleppfehler Δsj ergibt sich nach:

Δsj = j+Ta/Kv2

Hierbei ist Ta die mechanische Zeitkonstante des Antriebs.

Alternativ können die in der Steuerung berechneten Sollgeschwindigkeiten und Sollbeschleunigungen als additive Geschwindigkeits- und Drehmomentsollwerte an den Antriebsregler übertragen werden und dort in die jeweiligen Regelkreise als additive Sollwerte eingespeist werden (siehe Abb. unten).

Blockschaltbild der konventionellen Vorsteuerung
Abb.: Blockschaltbild der konventionellen Vorsteuerung

Vorsteuerungsarten

Die Steuerung unterscheidet aufgrund der Ursache des Schleppfehlers die Vorsteuerungsarten

Alle Vorsteuerungsarten können getrennt voneinander aktiviert bzw. parametriert werden.

Vorsteuerung bei Spindeln

Bei Spindeln ist eine Vorsteuerung vor allem beim Gewindeschneiden mit endlos drehender Spindel erforderlich, da für das Erzielen eines guten Bearbeitungsergebnisses sowohl die Bahnachsen als auch die Spindel den Sollwertvorgaben möglichst schleppabstandsfrei folgen müssen.

Aktivierung

Der Parameter P-AXIS-00223 aktiviert die Vorsteuerung für jede Achse bzw. Spindel. Mit dem Setzen der entsprechenden Bits werden die Vorsteuerungsarten ausgewählt und zudem weitere Steuerungsinformationen aktiviert. Die Anwahl der Vorsteuerung erfolgt im NC-Programm.

Achtung

attention

Es ist zu beachten, dass mit eingeschalteter Vorsteuerung die Achsen überschwingen können.

Die Parametrierung der Vorsteuerung ist deshalb sorgfältig vorzunehmen. Die Gewichtungsfaktoren in den Achsparameterlisten und im NC-Programm sind korrekt einzustellen.

Gewichtung

Die resultierende Vorsteuergröße kann mit 2 achsspezifischen Faktoren gewichtet werden. Mit den Parametern P-AXIS-00228 und P-AXIS-00229 wird die gesamte Vorsteuerung gewichtet.

Gewichtungvorsteuerung = P-AXIS-00228/P-AXIS-00229

Die Beschleunigungsvorsteuerung kann zusätzlich mit einer Ersatzzeitkonstante Ta gewichtet werden, die aus den Parametern P-AXIS-00225 und P-AXIS-00226 bestimmt wird.

Ta = P-AXIS-00225/P-AXIS-00226

Die Ruckvorsteuerung kann ebenfalls mit einem Faktor

GewichtungRuckvorsteuerung = P-AXIS-00337/P-AXIS-00338

gewichtet werden, die aus den Parametern P-AXIS-00337 und P-AXIS-00338 bestimmt wird.

Hinweis

notice

Erfahrungsgemäß sollte die gesamte Vorsteuerung mit einem Faktor im Bereich 0.7–1 gewichtet werden. Bei Werten >1 eilt die Achse voraus und verschlechtert die Konturgenauigkeit.

Blockschaltbild Vorsteuerung mit additiven Sollwerten
Abb.: Blockschaltbild Vorsteuerung mit additiven Sollwerten

Parametrierung für PROFIdrive-Antriebe

PROFIdrive-Antriebe benötigen zusätzlich die folgenden Parameter, die in den Achsparameterlisten einzustellen sind:

Ferner kann bei den PROFIdrive-Antrieben mit dem Parameter P-AXIS-00223 ausgewählt werden, wie der berechnete Vorsteuerwert an den Antrieb übergeben wird:

Achtung

attention

SERCOS-Antriebe

Wenn bei SERCOS-Antrieben die Vorsteuerung nicht im Antrieb, sondern in der NC-Steuerung erfolgen soll, muss der Kv-Faktor in der Achsparameterliste gleich dem Kv-Faktor des SERCOS-Antriebs (IDN: S-0-0104) eingestellt werden.

Hinweis

notice

Die Vorsteuerung wird bei SERCOS-Antrieben in der Regel im Antrieb selbst vorgenommen und mit folgenden Parametern eingestellt:

IDN: S-0-0296: Velocity feed forward gain

IDN: S-0-0348: Acceleration feed forward gain