Werkzeugradiuskorrektur (WRK)

Die Werkzeugradiuskorrektur (WRK) erlaubt die Programmierung der Werkstückkontur unabhängig von der Geometrie des Werkzeugs. Bei angewählter WRK (G41, G42) wird eine zu dieser programmierten Werkstückkontur äquidistante Werkzeugbahn im Abstand "Werkzeugradius" berechnet.

Die Werkzeugradiuskorrektur wirkt in der mit G17, G18 oder G19 angewählten Ebene. Als Werkzeugkorrekturwerte werden die unter den D-Worten abgelegten Werkzeugkorrektursätze verwendet (s. Werkzeuggeometriekorrektur).

Durch Anwahl eines neuen D-Wortes oder Beschreiben der Variablen V.G.WZ_AKT.R kann der Werkzeugradius auch bei aktiver WRK geändert werden.

Bei Verwendung eines negativen Werkzeugradius’ wird automatisch die Anwahlseite der WRK gewechselt.

Wirkungsweise und Begriffe der Werkzeugradiuskorrektur
Abb.: Wirkungsweise und Begriffe der Werkzeugradiuskorrektur

Übersicht aller WRK-relevanten G-Funktionen:

An-/Abwahl der WRK

G40

WRK-Abwahl

(modal, Grundzustand)

G41

Anwahl WRK links der Kontur

(modal)

G42

Anwahl WRK rechts der Kontur

(modal)

An-/Abwahlverfahren der WRK

G138

Direkte An-/Abwahl der WRK

(modal)

G139

Indirekte An-/Abwahl der WRK

(modal, Grundzustand)

G236

Direkte An-/Abwahl der WRK auf die Bahn

(modal)

G237

Lotrechte An-/Abwahl der WRK

(modal)

G238

Inneneckanwahl der WRK

(modal)

G239

Direkte An-/Abwahl der WRK ohne Satz

(modal)

G05

Tangentiale An-/Abwahl der WRK

(nicht modal)

Achtung

attention

Ein Wechsel des modalen Anwahlverfahrens zu G238 bei angewählter WRK ist nicht zulässig.

Vorschubanpassung:

G10

Vorschub konstant

(modal, Grundzustand)

G11

Vorschub angepasst

(modal)

Konturausblendung:

G140

Abwahl der Konturausblendung

(modal, Grundzustand)

G141

Anwahl der Konturausblendung

(modal)

Auswahl der Außenübergänge:

Bei angewählter Werkzeugradiuskorrektur müssen Außenecken umfahren werden. Dazu fügt die Werkzeugradiuskorrektur sogenannte Übergangssätze ein. Mit G25 und G26 kann zwischen dem Einfügen von Linearsätzen und dem Einfügen von Zirkularsätzen ausgewählt werden.

G25

Geradenübergang

(modal, Grundzustand)

G26

Kreisübergänge

(modal)

Programmierbeispiel

prg_example

Darstellung der unterschiedlichen Anwahlmöglichkeiten bei Einsatz der Werkzeugradiuskorrektur. Es werden die Befehle der direkten, indirekten und tangentialen An-/Abwahl der WRK (G139/G138/G05) in Kombination mit den WRK-Übergangsarten für Geraden- und Kreisübergang (G25/G26) veranschaulicht.

Die Testprogramme werden mit einem Werkzeugradius von 10mm gefahren.

Beispiel 1

G138

G139

G05

G25

Bahn 1

Bahn 2

Bahn 3

%WZKG25 (Muster Kontur für G25)

N1 G00 G90 T1 D1 X0 Y0 Z0 G17

(Kontur Darstellung)

N15 G01 X20 Y20 F1000

N20 G91

N25 G1 X10

N30 X5 Y-5

N35 Y-5

N40 X-5 Y-3

N45 G01 G90 X0 Y0 F1000

(Bahn 1)

N100 G138 G41            (Direkte Anwahl u. WRK links der Kontur)

N105 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N110 G25                 (G25 Geradenübergänge)

N115 G1 G91 X10

N120 X5 Y-5

N125 Y-5

N130 X-5 Y-3

N135 G138 G40            (Direkte Abwahl u. WRK-Abwahl)

N140 G01 G90 X0 Y0 F1000 (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G40)

(Bahn 2)

N200 G139 G41            (Indirekte Anwahl u. WRK links der Kontur)

N205 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N210 G25                 (G25 Geradenübergänge)

N215 G1 G91 X10

N220 X5 Y-5

N225 Y-5

N230 X-5 Y-3

N235 G139 G40            (Indirekte Abwahl u. WRK-Abwahl)

N240 G01 G90 X0 Y0 F1000 (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G40)

(Bahn 3)

N300 G05 G41             (Tangentiale Anwahl u. WRK links der Kontur)

N305 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N310 G25                 (G25 Geradenübergänge)

N315 G1 G91X10

N320X5 Y-5

N325 Y-5

N330 X-5 Y-3

N335 G05 G40             (Tangentiale Abwahl u. WRK-Abwahl)

N340 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N999 M30

Beispiel 2

G138

G139

G05

G26

Bahn 4

Bahn 5

Bahn 6

%WZKG26 (Muster Kontur für G26)

N10 G00 G90 T1 D1 X0 Y0 Z0 G17

(Kontur Darstellung)

N15 G01 X20 Y20 F1000

N20 G91

N25 G1 X10

N30 X5 Y-5

N35 Y-5

N40 X-5 Y-3

N45 G01 G90 X0 Y0 F1000

(Bahn 4)

N400 G138 G41            (Direkte Anwahl u. WRK links der Kontur)

N405 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N410 G26                 (G26 Kreisübergänge)

N415 G1 G91 X10

N420 X5 Y-5

N425 Y-5

N430 X-5 Y-3

N435 G138 G40            (Direkte Abwahl u. WRK-Abwahl)

N440 G01 G90 X0 Y0 F1000 (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G40)

(Bahn 5)

N500 G139 G41            (Indirekte Anwahl u. WRK links der Kontur)

N505 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N510 G26                 (G26 Kreisübergänge)

N515 G1 G91 X10

N520 X5 Y-5

N525 Y-5

N530 X-5 Y-3

N535 G139 G40            (Indirekte Abwahl u. WRK-Abwahl)

N540 G01 G90 X0 Y0 F1000 (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G40)

(Bahn 6)

N600 G05 G41             (Tangentiale Anwahl u. WRK links der Kontur)

N605 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N610 G26                 (G26 Kreisübergänge)

N615 G1 G91X10

N620 X5 Y-5

N625 Y-5

N630 X-5 Y-3

N635 G05 G40             (Tangentiale Abwahl u. WRK-Abwahl)

N640 G01 X20 Y20 F1000   (Notwendige Ausgleichsbewegung nach G41)

N999 M30

Änderung von Werkzeugdaten

Programmierbeispiel

prg_example

Änderung von Werkzeugdaten

:

N30 G0 D0 X0 Y0 Z0 G17  (X-Y-Ebene)

N40 G0 D100 X10 Y10     (Anwahl der WLK)

N50 G1 Z0

N60 G0 Z100

N70 G41                 (Anwahl der WRK mit Datensatz D100)

N80 G1 Z0

N90 G2 X10 Y10 I-15     (Vollkreis mit Radius 15)

N100 G0 Z100

N110 D2 Z200            (Anderer Korrekturdatensatz, d.h)

(andere Werte für WLK und WRK)

N120 G1 Z0              (Hier erfolgt die Ausgleichs-)

                        (bewegung der WLK)

N130 G1 X20 Y20         (Ausgleichsbewegung der WRK)

N140 G02 X10 Y10 I-15   (Die WRK wird jetzt mit Datensatz)

                        (D2 durchgeführt)

N150 G0 Z100

N160 G40                (Abwahl der WRK)

N170 X0

:

Dynamische Änderung des Werkzeugradius

Eine weitere Möglichkeit, den Werkzeugradius zu ändern, ist über die Zuweisung durch Variablen gegeben (s. a. Kap. 13). Dadurch kann z.B. die Abnutzung von Schleifwerkzeugen während der Verfahrsätze berücksichtigt werden.

Programmierbeispiel

prg_example

Dynamische Änderung des Werkzeugradius

N00 G1 G90 X0 D6 F5

N10 G41 G26                    (Anwahl WRK)

N20 X0 Y250                    (Startpunkt)

N30 V.P.VERSCHLEISS = 0.010

N100 $FOR V.P.LAUF = 0,100,10  (Schleifzyklus)

N110 X300

N120 Y200

N130 X0

N140 Y250                      (Werkzeugradius wird immer kleiner)

N150 V.G.WZ_AKT.R = V.G.WZ_AKT.R – V.P.VERSCHLEISS

N160 $ENDFOR

N200 G40 X300                  (Abwahl WRK)

N999 M30